Info: Das Forschungsprojekt
Die Wiederherstellung von Ökosystemen ist aufgrund der zunehmenden Landdegradation, des Biodiversitätsverlusts und des Klimawandels zu einer globalen Priorität geworden. Dennoch sind die ökologischen, sozialen und sozial-ökologischen Auswirkungen von Restaurierungsmaßnahmen noch unzureichend verstanden. Das DFG-Forschungsprojekt Ein sozial-ökologischer Systemansatz zur Wiederherstellung von Ökosystemen in ländlichen Regionen Afrikas (2023–2028) zielt darauf ab, ein umfassendes Rahmenwerk zu entwickeln, das die Wiederherstellung von Ökosystemen aus einer sozial-ökologischen Systemperspektive betrachtet, um die Mechanismen hinter unterschiedlichen Restaurierungsergebnissen besser zu verstehen.
Mit einem Fokus auf West-Ruanda, das eine Vorreiterrolle in der globalen Restaurierung einnimmt, soll das Projekt sowohl standortspezifische Erkenntnisse gewinnen als auch übertragbares Wissen für weltweite Restaurierungsmaßnahmen generieren. Das interdisziplinäre Forschungsteam umfasst Wissenschaftler:innen der Leuphana Universität (Institut für Sozial-Ökologische Systeme (SESI) und Institut für Ökologie (IE)), der Universitäten in Göttingen und Kassel sowie auch der FU Berlin. Die Forschungseinheit gliedert sich in acht miteinander verbundene Teilprojekte, die in vier Cluster organisiert sind (siehe unten). Durch eine Kombination aus nachträglichen Bewertungen, partizipativen Experimenten und zukunftsorientierter Szenarioplanung soll ein umfassendes Verständnis der Dynamik von Ökosystemrestaurierung entwickelt werden. Die Erkenntnisse sollen die Restaurierungswissenschaft und sozial-ökologische Forschung voranbringen, direkte Vorteile für Restaurierungsmaßnahmen in Ruanda bieten und global zur Verbesserung von Restaurierungspraktiken beitragen.

Quelle: https://ecosystemrestoration.net/subprojects/
Eines der Teilprojekte (SP7), geleitet von Vicky Temperton vom Leuphana Institut für Ökologie und Stefan Sieber (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.), konzentriert sich auf den Aufbau eines Living Labs, das Wissenschaft und Praxis in den ruandischen Restaurierungsmaßnahmen miteinander verbinden soll. Während frühere Restaurierungsprojekte hauptsächlich auf Eukalyptus-Monokulturen setzten, fördern neue Initiativen den Einsatz heimischer Baumarten, um die Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen zu verbessern. Mit einem transdisziplinären Ansatz arbeitet SP7 mit Stakeholdern zusammen, um Restaurierungslösungen gemeinsam zu entwerfen, zu erarbeiten und zu bewerten. Wissenschaftliche Experimente werden in zwei Governance-Modellen durchgeführt, um deren Auswirkungen auf Biodiversität, Resilienz und Lebensgrundlagen zu vergleichen.
Der folgende Artikel wurde ursprünglich von Dr. William Apollinaire auf dem Blog „Ecosystem Restoration“ verfasst und veröffentlicht.



Fotos: Dr. William Apollinaire
Nach dem Rwanda Restore-Projektauftakt in Kigali im Januar 2024 und einer Konferenz mit Restaurierungsstakeholdern vom 19. bis 21. Februar 2025 wurde das Living Lab der SP7-Forschungseinheit am 25. Februar 2025 offiziell im Rutsiro-Distrikt im Westen Ruandas eröffnet.
An den Workshops nahmen 42 Personen aus Wissenschaft, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie lokalen Gemeinschaften teil. Ziel war es, einen Living Lab Roundtable zu etablieren, zwei Governance-Modelle für das Living Lab zu definieren und eine Verhaltensrichtlinie sowie eine Kommunikationsstrategie zu erarbeiten. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Workshops Herausforderungen und Chancen für die Renaturierung in Rutsiro in der Gegenwart, mittelfristig und langfristig diskutiert – unter Anwendung des Three Horizons Approach zur strategischen Renaturierungsplanung in der Region.
In Kleingruppen entwickelten die Teilnehmenden den Verhaltenskodex, Kommunikationsprinzipien und Strategien sowie eine dreistufige Zukunftsperspektive für die Renaturierung in Rutsiro. Zum Abschluss besuchten die Teilnehmenden verschiedene Standorte des Living Labs im Gihango-Sektor. Während der Exkursion wanderte das Forschungsteam durch die hügelige Landschaft, um verschiedene Landnutzungen zu beobachten und das Potenzial für Renaturierungsmaßnahmen zu bewerten. Begleitet wurden sie von lokalen Feldassistent:innen und Mitgliedern von Bauernverbänden, die wertvolle Einblicke lieferten.
Ein Community-Workshop wurde in zwei Gemeinden des Gihango-Sektors abgehalten: Teba und Shyembe. An der Exkursion nahmen Vertreter:innen von Bauernverbänden und -kooperativen, Schreiner:innen, traditionelle Heiler:innen, Imker:innen sowie Landbesitzer:innen der Living Lab Standorte teil.
Zusätzlich fanden individuelle Besuche bei Modellbauer:innen statt, die ihre Ernährung durch die Integration von Nutzpflanzen wie Chayote, Passionsfrucht, Avocado, Ananas und Gurken in Agroforstsysteme verbessert haben – entweder für den Eigenverbrauch oder für den Verkauf. In einigen Fällen kombinieren die Landwirt:innen eine Vielzahl von Obstpflanzen und Leguminosen auf denselben Flächen.

Quelle: https://ecosystemrestoration.net/sp7/
Die Auswahl der Untersuchungsgebiete und die soziale Netzwerkanalyse wurden bereits 2024 abgeschlossen. Das Roundtable-Format wurde nun eingerichtet, und bis Ende des Jahres wird der Arbeitsprozess weitergeführt: Dazu gehören die gemeinsame Gestaltung von Feldversuchen, die Definition von Wirkungsbereichen, die Abgrenzung und Registrierung von Demonstrationsflächen sowie das Abschließen von Nachhaltigkeitsvereinbarungen mit Landbesitzer:innen innerhalb der Living Lab Standorte. Darüber hinaus wird das Stakeholder-Roundtable bald Erfolgsindikatoren für die Renaturierungssmaßnahmen entwickeln.
Mehr Informationen zum Forschungsprojekt und den Teilprojekten gibt es hier:
https://ecosystemrestoration.net/subprojects/